Es gibt Konzerte, auf die man wartet – und solche, auf die man gar nicht warten kann, weil die Tickets schon ausverkauft sind, bevor man das Programm zu Ende gelesen hat! Am 14. November tritt in der Philharmonie Stettin Kevin Chen, Zweiter Preisträger des 19. Internationalen Chopin-Wettbewerbs, auf. Gemeinsam mit dem Sinfonieorchester der Philharmonie Stettin unter der Leitung von Przemysław Neumann wird der Künstler das Klavierkonzert e-Moll von Fryderyk Chopin aufführen – jenes Werk, mit dem er im Finale des Wettbewerbs in Warschau das Publikum und die Jury gleichermaßen begeisterte. Die Auszeichnung in Warschau ist ein weiterer Höhepunkt in der beeindruckenden Karriere des jungen kanadischen Pianisten. Kevin Chen ist Gewinner so renommierter Wettbewerbe wie des Arthur Rubinstein Piano Master Competition in Tel Aviv, des Concours de Genève und des Franz Liszt Klavierwettbewerbs in Budapest. Der 2005 geborene Pianist entwickelt seine außergewöhnliche Begabung derzeit in Hannover unter der Leitung von Arie Vardi und erobert zunehmend die internationalen Konzertbühnen.
Der Chopin-Wettbewerb ist einer der ältesten und renommiertesten Musikwettbewerbe der Welt – und er ist ausschließlich dem Werk eines einzigen Komponisten gewidmet. Er findet alle fünf Jahre statt, immer in Warschau. Zum ersten Mal wurde er im Jahr 1927 auf Initiative von Jerzy Żurawlew organisiert. An dieser ersten Ausgabe nahmen 26 Teilnehmer teil. Heute stehen im Finale oft über 80 Pianistinnen und Pianisten, ausgewählt aus mehreren hundert Bewerberinnen und Bewerbern aus aller Welt.
Es ist der einzige Wettbewerb, dessen Vorrunden und jede einzelne Etappe online von Hunderttausenden Menschen verfolgt werden. Im Jahr 2021 verzeichneten die Übertragungen über 10 Millionen Aufrufe. Der Wettbewerb wird gleichermaßen von Professoren renommierter Musikhochschulen wie auch von TikTokern kommentiert. Drei Wochen lang wird Warschau zum Zentrum der Klavierwelt.
Doch der Chopin-Wettbewerb ist mehr als ein künstlerisches Ereignis – er ist ein Initiationsritual. Ein Sieg – ja selbst die Teilnahme am Finale – kann das Leben eines jungen Pianisten über Nacht verändern. Wir alle kennen die Namen jener, die diesen Wettbewerb durchlaufen haben: Krystian Zimerman, Sieger des Jahres 1975, heute eine Legende; Rafał Blechacz, der 2005 den 1. Preis sowie alle Sonderpreise gewann – ein bisher einmaliger Erfolg. Und davor: Adam Harasiewicz, Halina Czerny-Stefańska, Piotr Paleczny – Juroren, Mentoren, bedeutende Träger dieser Tradition.
Beim Konzert hören der Klavierkonzert von Frédéric Chopin in e-Moll entstanden, als der Komponist noch sehr jung war – und doch bereits ein deutliches Bewusstsein für seine eigene musikalische Sprache hatte. Neben dem Konzert erklingt auch die Ouvertüre zur Oper Jagiełło in Tenczyn von Józef Elsner – Komponist, Pädagoge, ein Mensch, der den Mut hatte zu sagen: Chopin – ein Genie. Gerade Elsner war es, der dem jungen Frédéric das Verständnis für Aufbau, Form und die Demut gegenüber dem Handwerk vermittelte.
Den Abschluss des Abends bildet die Suite Es-Dur op. 9 von Zygmunt Stojowski – einem polnischen Komponisten und Pianisten, der um die Jahrhundertwende eine internationale Karriere machte, Liebling des amerikanischen Publikums war und u. a. Mischa Elman und Sergei Rachmaninow unterrichtete. Seine Musik vereint romantischen Lyrismus mit der Eleganz der französischen Schule und einer farbenreichen Orchestrierung. Den Abend leitet Przemysław Neumann, und die Sinfonieorchester der Philharmonie in Szczecin wird – wie stets – nicht bloß Begleitung sein, sondern Partner in diesem außergewöhnlichen musikalischen Dialog.
Polonaise-Fantaisie As-Dur op. 61 und Klavierkonzert e-Moll op. 11 von Chopin, interpretiert von Kevin Chen (Klavier) – Zweiter Preisträger des 19. Internationalen Chopin-Wettbewerbs in Warschau – und dem Nationalphilharmonie-Orchester unter der Leitung von Andrzej Boreyko.: